Hofbauer, Gottfried (2004): Ein tertiärer Schlackenkegel in der Rhön.- www.gdgh.de/berichte/b01 (22. Februar 2004)

Ein tertiärer Schlackenkegel in der Rhön
Gottfried Hofbauer, Erlangen (D/Germany)
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Kurzfassung

Schlackenkegel bestehen aus einem locker gebundenden, pyroklastischen Agglomerat. In geologischer Zeitperspektive betrachtet, sind Schlackenkegel als morphologische Form nicht sehr lange erhaltungsfähig.

Nach Beobachtungsreihen an unterschiedlich alten Schlackenkegeln in Frankreich (KIEFFER 1971, ebenfalls in CAS & WRIGHT 1987) werden Schlackenkegel nach wenigen Millionen Jahren (Ma) durch Abtragung weitgehend unkenntlich. Nach spätestens 4 Ma sind frei exponierte Schlackenkegel völlig abgetragen, wobei aber ein  massiver Kern aus Agglutinaten (im ehemaligen  Schlotbereich entstanden) länger stabil bleiben kann. Solche agglutinierten Schlotbereiche haben in der Regel Durchmesser von wenigen Metern bis > 10 m.

Doch schließlich fällt auch diese Form der Abtragung zum Opfer. Bereits nach geringer Erniedrigung der einstigen Geländeoberfläche unter diesen agglutinierten Bereich bleibt letztlich nur ein Fördergang mit Querschnitten meist unter 1 m. Ob ein solcher Gang noch kleinräumige, morphologisch wirksame Formen hervorruft, hängt dann stark von den lokalen Umständen ab.

Die Erhaltung von Schlackenkegeln aus dem Tertiär ist daher sehr unwahrscheinlich und nur unter besonders günstigen regionalen oder lokalen Umständen möglich. Soweit bekannt, scheint in Deutschland ein derart alter Rest nur am Rand des miozänen Vogelsberg nachgewiesen zu sein (EHRENBERG 1981). In der Rhön waren die regionalen Bedingungen für eine solche Erhaltung sehr ungünstig. Nach der vulkanischen Hauptphase in der Zeit ca. 25-14 Ma wurde die bis dahin ein Tiefland bildende Rhön um mehrere 100 m angehoben (SCHRÖDER 1993, SCHRÖDER & PETEREK 2002). Seit jener vermutlich jungmiozän-altpliozänen Hebung ist die Rhön ein starker Abtragung ausgesetztes Mittelgebirge, dessen zentrale Bereiche (Hochrhön und Wasserkuppenrhön) 800 m bis über 900 m ü. NN liegen.

Dennoch ist in den Rhön der Rest eines Schlackenkegels erhalten. Der in den Schwarzen Bergen gelegene Vulkan liegt im aufgelassenen, nun zeitweise als Deponie genutzten Steinbruch am NW-Ende des Schwarzenbergs, ca. 3 km ESE Oberbach (b. Wildflecken, Angabe in Luftlinie; R 35 65 847 / H 55 78 803), siehe die Abbildung, die einen Ausschnitt des Schlackenagglomerats zeigt.

Erstaunlicherweise wird dieses durchaus spektakuläre Vorkommen in den bisherigen geologischen Führen (zuletzt OBERRHEIN. GEOL. VEREIN 1994, RUTTE & WILCZEWSKI 1995) nicht erwähnt. Eine radiometrische Altersbestimmung liegt bisher offenbar nicht vor -- es kann aber angenommen werden, daß der Schlackenkegel während der vulkanischen Hauptaktivität im Miozän entstand und im Laufe der in der Region anhaltenden Tätigkeit von weiteren vulkanischen Produkten zugedeckt und so versiegelt wurde.
Anmerkung 30.12.2012: Der Aufschluss wurde inzwischen (Jahr 2009) als "Vulkankrater Gebirgsstein" in die 100 schönsten Geotope Bayerns aufgenommen (Geotop Nr. 84)