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2017    Geologie und Landschaftsfotografie

Geologie und Landschaftsfotografie: Mehr als eine oberflächliche Beziehung
Ein wissenschafts- und kulturgeschichtlicher Versuch
Fotografieren Geologen anders als künstlerisch motivierte Fotografen?
Nicht immer wird das auf einem Landschaftsfoto erkennbar sein, denn beide folgen häufig ähnlichen Kompositionsprinzipien. Das wird besonders bei der Darstellung weiträumiger Landschaften deutlich, in denen die Bildwirkung oft darauf abzielt, beim Betrachter den Eindruck übermenschlicher Formen und Kräfte hervorzurufen.

Diese Gemeinsamkeit geht zurück auf die Entstehungszeit der Geologie im 18. Jahrhundert. Damals begann die Landschaftsmalerei, geologische Erscheinungen und die Wirkung geologischer Kräfte in möglichst eindrucksvollen Bildern wiederzugeben. Die frühe Fotografie konnte diese visuelle Tradition aufnehmen, weil sie bei den ersten großen geologischen Expeditionen in den amerikanischen Westen (1867 und folgende Jahre) Landschaften antraf, die tatsächlich auch als geeignete Vorlagen für solche Kompositionen dienen konnten. Dieser Ansatz wurde - v.a durch Fotografen wie Ansel Adams (1902-1984) - bis in die Gegenwart weitergeführt und wird von vielen als der "Idealtypus" der Landschaftsfotografie wahrgenommen.

Ein geologisch geschulter Blick kann helfen, den Zugang zu Landschaften von solchen Sehgewohnheiten unabhängiger zu machen und mit aussagekräftigen Inhalten auszufüllen. Doch auch in einem solchen mehr dokumentarischen Ansatz scheint die Bildwirkung von "Größe" und "Weite" das Ziel zu sein. Offenbar rufen solche Bilder besonders starke Emotionen hervor. Es scheint, als ob es im Grunde immer noch die gleichen Empfindungen sind, wie sie die Landschaftsmalerei - in Verbindung mit der frühen Geologie - im 18. Jahrhundert zu bedienen begonnen hat.

In seinen "Neun Briefen über die Landschaftsmalerei" (1819-1824) thematisiert Carl Gustav Carus das Auseinanderfallen des poetischen Blicks (mit seiner Konzentration auf Form und Komposition) und des naturwissenschaftlichen Blicks (mit der Konzentration auf die sachlichen Inhalte): Kaum ein Künstler, so seine Klage, kennt Gesteine so gut, dass er sie in einem Gemälde auch treffend und wiedererkennbar abbilden könnte.

Dieses Problem konnte allerdings auch die Fotografie nicht grundsätzlich lösen: Ein Künstler/Fotograf, der die "Anatomie" von Gesteinen nicht kennt, wird wahrscheinlich auch nicht wahrnehmen, in welch charakteristischer Weise sie bestimmte Landschaften prägen. Sammlungen von Landschaftsfotografien enthalten daher mitunter nicht mehr als atmosphärisch geprägte Stimmungsbilder, die nur eingeschränkt eine treffende visuelle Beschreibung ihrer Naturgeschichte liefern.

Zwar kann eine Fotografie Dinge zeigen, die ein sachlich unkundiger Fotograf gar nicht bewusst wahrgenommen hat, so dass ein kundiger Betrachter unter Umständen mehr aus dem Bild herauslesen kann als sein Schöpfer bewusst hineingelegt hat. Aber das wäre dann Zufall - und ein solches Prinzip kann wohl kaum Grundlage einer sachlich kompetenten Landschaftsfotografie sein.

Der große Vorteil der Fotografie gegenüber der früheren Landschaftsmalerei ist aber, dass die technischen Anforderungen heute weit leichter beherrschbar sind und Geologen nun eigentlich auch in Hinblick auf die Bildkomposition, also "künstlerisch/poetisch" gute Landschaftsfotografen sein können.

Auch wenn der Gedanke, dass Wissenschaft und Poesie nicht Gegensätze, sondern eher nur zwei Seiten eines schöpferischen Prozesses sind, heute weit in den Hintergrund gerückt ist, so waren doch die Voraussetzungen für eine Verbindung von Geologie und Landschaftsfotografie noch nie so günstig. Das wäre ja auch keine Neuigkeit, sondern angesichts der historischen Entwicklung eher eine "Wiedervereinigung".

Der Text wird durch mehr als 90 Fotos des Autors sowie Bildmaterial aus der Geschichte der Landschaftsmalerei unterstützt. Am Beginn steht ein biografisches Kapitel, das die Bedeutung früher Sehgewohnheiten hervorhebt. Weiter wird die besondere Eignung der SW-Fotografie für die Dokumentation geologischer Erscheinungen illustriert.


Alle hier wiedergegebenen Abbildungen (c) Gottfried Hofbauer


- kostenfrei -

aktuelle Version 1.1. vom 10. Februar 2017
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